Weltkongress der Intellektuellen


Francois Rabelais sagte, dass die Natur das Vakuum hasst. Das gilt auch für die Geschichte. Die historische Welle zog durch Europa, veränderte die Machtverhältnisse und verlagerte Grenzen. Die Jahrhunderthalle wurde zur Volkshalle, denn damals gehörte alles entweder dem Volk oder den Arbeitern. 

„Den Kindern ein Lächeln – der Welt den Frieden” ist einer der populärsten Slogans der damaligen Zeit. Mit dem Wort “Frieden” wurde wie mit einer Währung spekuliert, vielleicht wurde deshalb der Kongress der Intellektuellen, der im August 1948 veranstaltet wurde, mit dem Untertitel “zur Verteidigung des Friedens” versehen. Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler und Politiker aus 46 Ländern trafen sich nicht mehr in Breslau, sondern im Wrocław der Piasten. Die kommunistischen Machthaber wollten mit diesem Ereignis die internationale Unterstützung für das wiederaufgebaute Polen unter Beweis stellen, das unter dem Einfluss der UdSSR stand. Es muss zugegeben werden, dass diese imagebildenden Bemühungen erfolgreich waren – rund 400 prominente Gäste kamen nach Wroclaw, darunter Bertolt Brecht, Irene Joliot-Curie, Tadeusz Kotarbinski, Anna Seghers, Jorge Amado, Zofia Nalkowska und Mikhail Szolochow. Und natürlich Pablo Picasso, der zum ersten Mal in seinem Leben ins Flugzeug stieg. Der Kongress der Intellektuellen für die Verteidigung des Friedens fand gleichzeitig mit der Ausstellung der wiedergewonnenen Gebiete statt und markierte einen Neubeginn auf der geopolitischen Zeitachse.

Skandal beim Kongress

Der Klang des Kongresses und die in die Welt gesendeten Ätherwellen waren positiv und sicherlich anerkennenswert. Leider wurde die Atmosphäre der Veranstaltung durch Aleksandr Fadiejev, einen glühenden Stalinisten, gestört. In seiner feurigen, prokommunistischen Rede griff der sowjetische Schriftsteller die Vereinigten Staaten und die “dekadente Kunst” des Westens an. Dies führte zu allgemeiner Empörung unter den Delegierten, von denen einige auf eine weitere Teilnahme am Kongress verzichteten und Wrocław verließen. Kein Wunder. Kein Intellektueller mit Selbstachtung kann es sich erlauben, Sartre zu beleidigen. Das waren die Worte des Unruhestifters Fadejev:

„… die Fesseln der amerikanischen Imperialisten sollen die Welt in eine Polizeistation und ihr Volk in Sklaven des Kapitals verwandeln (…) Wenn Schakale das Tippen lernen könnten, wenn Hyänen einen Stift schwingen könnten, würde das, was sie erschaffen würden, sicherlich den Büchern der Millers, Eliot, Malraux und anderer Sartres ähneln”.

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